Prävention

"Wer auch nur eine einzige Seele zerstört, der wäre gleich zu erachten einem Menschen, der eine ganze Welt zerstört hätte. Und wer auch nur eine einzige Seele errettet  –  er ist gleich zu erachten einem Menschen, der eine ganze Welt errettet hätte. "
(aus dem Talmud)

Jeder Mensch kann zu jeder Zeit ein traumatisches Ereignis erleben. Wie wir mit diesen Verwundungen unserer Seele umgehen, hängt davon ab, was wir darüber wissen und wie wir diese wahr– und auch ernst nehmen. Auch wie wir mit anderen Menschen umgehen, die ein Trauma erlebt haben und sich aufgrund dessen "irgendwie so anders" verhalten ist abhängig von unserem Wissen sowie unserem Verständnis und unserer Haltung.

Prävention bedeutet Aufklärung und Wissensvermittlung. Sie kann gleichermaßen vorbeugend, unterstützend, "schützend" und heilsam wirken.

Prävention beinhaltet verschiedene Aspekte und lässt sich in drei Bereiche aufteilen:

Vorbeugende Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

Kinder und Jugendliche sollen in ihrer Entwicklung dahingehen unterstützt und gefördert werden, sich ihrer Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle bewusst zu werden, ihre eigenen Stärken und auch Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren. Sie sollen dazu befähigt werden, Konfliktsituationen als solche wahrzunehmen und Handlungskompetenzen im Umgang damit zu erlernen. Insgesamt geht es um die Stärkung der Persönlichkeitsentwicklung und der Lebenskompetenzförderung, aber auch um die Entwicklung von Widerstandsfähigkeit, Autonomie, Selbstachtung und das Recht auf Selbstbestimmung.

Traumatisierungen haben immer Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein. Somit haben alle präventiven Maßnahmen grundsätzlich auch das Ziel der Stärkung der eigenen Wahrnehmung  –  des eigenen Selbst  –  des Selbstvertrauens und des Selbstwertgefühls.

Strategische Vorbeugung / Arbeit mit Erwachsenen

Strategische Vorbeugung meint die Arbeit mit Erwachsenen, die über das Thema Trauma aufgeklärt und sensibilisiert werden sollen. Angesprochen sind hier neben Fachkräften aus den Bereichen der Krippe, Kita, Schule, Sozialarbeit und Therapie vor allem auch Eltern, Großeltern und andere interessierte und engagierte Erwachsene. Denn präventive Arbeit mit Kindern und Jugendlichen kann nur gelingen, wenn wir als Erwachsene Kindern und Jugendlichen mit einer entsprechenden Erziehungshaltung begegnen. Wirkung können wir nur erzielen, wenn wir Kindern und Jugendlichen unsere Haltung glaubhaft vermitteln können, d. h. wenn diese Grundsätze im Alltag auch wirklich gelten, denn Kinder und Jugendliche nehmen uns beim Wort. Sie überprüfen kritisch und testen aus, ob das, was wir ihnen vermitteln nur Worthülsen sind oder ob wir mit unserer ganzen Person dahinter stehen. Vor allem deshalb richtet sich Präventionsarbeit deshalb auch an Erwachsene, denn als Erwachsene haben wir eine wichtige Vorbildfunktion. Das heißt, dass wir als erstes uns selbst fragen müssen, nach unserem Verhalten, unseren Vorstellungen, nach unserem eigenen Selbstbestimmungsrecht.

In der strategischen Vorbeugung sollen deshalb Erwachsene dazu befähigt werden, Traumatisierungen zu erkennen und ein Grundverständnis für betroffene Menschen zu entwickeln. So sind sie in der Lage, Unterstützungsangebote machen zu können und bei akuter Gefährdung eingreifen zu können.

Intervention

Hier geht es um sämtliche Maßnahmen, Traumatisierungen aufzudecken, zu beenden und zu verarbeiten. Im Fokus steht der Schutz und die Begleitung betroffener Kinder, Jugendlicher und Erwachsener durch angemessene traumapädagogische und/oder therapeutische Angebote.