Die vier Phasen der Traumatherapie

In der Behandlung traumatisierter Menschen hat sich ein phasenorientiertes Vorgehen bewährt. Dabei folgen die verschiedenen Phasen nicht immer aufeinander, vielmehr wechseln sich die Phasen ab und beeinflussen einander:

Stabilisierungsphase

Die erste Phase der Traumatherapie ist die Stabilisierung. Sie ist der wichtigste Teil und nimmt meistens auch den größten Raum ein, denn je stabiler wir sind oder werden, d.h. je besser es uns seelisch und körperlich geht, desto eher sind wir auch in der Lage, eine Auseinandersetzung mit den Traumata zu bewältigen. In der Stabilisierungsphase geht es vor allem darum, wieder Kontrolle über mich und meine emotionalen Reaktionen zu gewinnen, aber auch darum Möglichkeiten der Selbstberuhigung und Selbstregulation zu entwickeln:

  • innere und äußere Sicherheit zu schaffen
  • mich selbst zu verstehen und zu akzeptieren
  • Gefühle regulieren zu lernen
  • uns selbst beruhigen und trösten zu können
  • eigene Ressourcen (wieder) zu entdecken und besser nutzen zu können
  • Selbstfürsorglichkeit zu entwickeln
  • Aufbau von Beziehungs– und Konfliktfähigkeit
  • Arbeit mit inneren verletzten Anteilen (Ego–States)

Ein wichtiges Element in dieser Phase ist auch die Psychoedukation, d.h. dass ich vielfältige Informationen über Trauma und Traumafolgen bekomme, so dass ich in der Lage bin , mich und meine Reaktionen besser zu verstehen und einzuordnen.

Distanzierungsphase

In dieser Phase der Traumatherapie erlernen wir Handwerkszeug, mit dem wir uns vorrübergehend von belastenden Erinnerungen, also von Bildern oder Gefühlen, distanzieren können. Wir können lernen zwischen inneren Gefahren, z.B. durch Traumaerinnerungen und realen Gefahren von außen zu unterscheiden.

Traumakonfrontationsphase

An die ersten beiden Phasen der Traumatherapie kann sich die Traumakonfrontationsphase anschließen, in der das Trauma mit Hilfe hierfür speziell entwickelter Techniken durchgearbeitet wird. Nur wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, kann eine Traumadurcharbeitung erfolgen und auch hilfreich sein.

Äußere Sicherheit und ausreichend Stabilität sind Voraussetzungen für eine Traumadurcharbeitung! Wenn ich mich noch bedroht fühle, wenn ich noch Gewalt erlebe, wenn ich noch Kontakt zu TäterInnen habe, die mir schaden, dann kann Stabilisierungsarbeit nicht zu Stabilisierung führen. Dann muss ich erst für äußere Sicherheit sorgen, d.h. ich muss mein traumatisierendes Umfeld verlassen. Erst bei ausreichender Stabilität, d.h. ich bin in der Lage, mich selbst zu beruhigen und zu trösten, und ich kann belastende Gefühle aushalten, ohne zu dissoziieren, kann eine Traumadurcharbeitung erfolgreich sein.

Die Konfrontation mit dem Trauma wird immer noch überschätzt. Tatsächlich ist sie eine Methode unter vielen und nicht immer die geeignete. Viele Menschen mit Taumatisierungen erreichen durch Stabilisierung und Distanzierung so viele Veränderungen und eine so gute Lebensqualität, dass sie sich gegen eine Traumadurcharbeitung entscheiden.

Integration und Neubeginn

In dieser Phase der Therapie geht es darum, das oder die traumatischen Erlebnisse in die eigene Lebensgeschichte und das Selbstkonzept einzuordnen, was anfänglich oft große Ähnlichkeit mit einem Trauerprozess hat. Denn das, was wir integrieren müssen sind ja die erlittenen seelischen und körperlichen Verletzungen, was nicht immer leicht ist. Eine Neuorientierung in unserem Leben steht an, wodurch sich vielleicht Pläne und Ziele verändern und wir ein anderes Selbst– und Weltverständnis entwickeln. Inneres Wachstum kann für uns in dieser Phase spürbar werden sowie ein anderes Gefühl für unsere Kräfte und Fähigkeiten.

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