Beratung für Pflege– und Adoptivfamilien

Pflege– und Adoptivkinder weisen oftmals in erheblichem Ausmaß Traumafolgestörungen aus früher komplexer Beziehungstraumatisierung auf. Die Herausnahme aus der Herkunftsfamilie beruht in diesen Fällen auf frühen, chronisch schädigenden Beziehungserfahrungen wie Vernachlässigung, Misshandlung, sexualisierter Gewalt sowie emotionaler und verbaler Gewalt. Diese Kinder entwickeln sich in der Regel auch unter optimalen neuen Beziehungsverhältnissen anders als andere Kinder. Sie reagieren oft noch nach Jahren intensiver positiver Zuwendung der Eltern mit Zurückweisung, verschiedenen Ängsten und Verhaltensauffälligkeiten. Diese werden zunehmend im Rahmen der Schule sichtbar, weil die Kinder durch den Leistungs– und Sozialisationsdruck zusätzlichen Stressfaktoren ausgesetzt sind.
Pflege– und Adoptiveltern stehen vor besonderen Herausforderungen, da diese Kinder in der Regel mehr oder etwas anderes brauchen. Die klassischen pädagogischen Maßnahmen erzielen oft nicht die beabsichtigte Wirkung und sind teilweise sogar kontraproduktiv. Diese Eltern brauchen ein neues, bzw. anderes Verständnis für ihre Kinder und deren Handlungen, um im Alltag entsprechend damit umgehen zu können.

Zielgruppe

Dieses Angebot richtet sich an Familien mit Pflege– oder Adoptivkindern, die aufgrund frühkindlicher Traumatisierungen aus der Herkunftsfamilie herausgenommen wurden. Wir begleiten und beraten die Eltern, um die zu erwartenden Belastungen bereits im Vorfeld zu mildern und die Handlungsfähigkeit aufrecht zu erhalten. In Krisensituationen unterstützen wir die Eltern, ihre eigene Stabilität wieder zurückzuerlangen und die Beziehung zum Kind aufrecht zu erhalten und zu stärken. Primär richtet sich dieses Beratungsangebot an die Pflege– und Adoptiveltern, um sie insgesamt in ihrer Haltung dem jeweiligen Kind oder Jugendlichen gegenüber zu schulen und ihre Handlungskompetenzen zu erweitern und zu festigen. Darüber hinaus bieten wir direkte Beratung für die Kinder und Jugendlichen an, wenn die Belastungen innerhalb der Familie so stark sind, dass das System instabil wird. Mit traumapädagogischen Interventionen unterstützen wir die Kinder und Jugendlichen, ein neues Selbstverständnis zu entwickeln, damit sie zunächst ihr eigenes (oftmals „störendes“ Verhalten) verstehen lernen, um dann ein positives Selbstkonzept entwickeln zu können. Die Selbstheilungskräfte der Kinder und Jugendlichen werden aktiviert und unterstützt.
Damit bekommen traumatisierte Kinder und Jugendliche Entwicklungs– und Heilungschancen. Sie können ihr Potenzial entdecken und entfalten und damit am sozialen Leben in der Gesellschaft teilhaben.

Ziele

Ein wesentliches Ziel dieses Beratungsangebotes ist das Familiensystem in der Form aufrecht zu erhalten und Beziehungsabbrüche zu vermeiden. Pflege– und Adoptiveltern sind aufgrund der Verhaltensauffälligkeiten ihrer Kinder oft stark belastet und stellen sich nur allzu oft die Frage, ob sie das Kind behalten sollen. Vor allem, wenn eigene leibliche Kinder in der Familie sind, scheint ein Verbleib des Pflege– oder Adoptivkindes fragwürdig und kritisch. Die Eltern brauchen eine semi–professionelle Kompetenz, um diesen Kindern – und vor allem auch sich selbst – gerecht werden zu können. Die folgenden vier Aspekte spielen dabei eine zentrale Rolle und stellen die Inhalte und Ziele unserer Arbeit dar:

Pflege– und Adoptiveltern übernehmen die Familienfunktion und sollen den Kindern und Jugendlichen einen sicheren Ort geben, an dem sie neue Bindungserfahrungen erleben können und ihre eigenen Ressourcen entdecken und nutzen dürfen. Dabei wirken Qualität und Quantität der unterstützenden und positiven Beziehungen im Alltagsleben entwicklungsfördernd. Die stärksten, wirksamsten und nachhaltigsten heilsamen Erfahrungen finden in gesunden Beziehungen statt.
Ausreichend positive Beziehungserfahrungen außerhalb der Ursprungsfamilie ermöglichen es traumatisierten Kindern, Unterstützung und Hilfe zu holen, wenn sie in Konflikte und Überforderungssituationen geraten. Diese Kinder und Jugendlichen brauchen aufgrund ihres negativen Selbstbildes und dem Grundgefühl schuldig und schlecht zu sein, intensive Zuwendung, Zeit, positive Bestärkung und ein neues Selbstverständnis.
Durch traumapädagogische Interventionen lernen diese Kinder, Verhaltensweisen als Bewältigungs– und Selbstschutzstrategien wertschätzen und verstehen zu können. Erst dann können sie überhaupt überprüfen, ob das Verhalten weiter notwendig ist und welche negativen Auswirkungen es jetzt hat. Danach können sie mit Unterstützung alternative und erweiternde Handlungsmöglichkeiten erarbeiten.

Für die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen ergeben sich daraus folgende Ziele:

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